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Wie in vielen Städten setzen sich lokale Initiativen für ein breiteres Bewusstsein über koloniale Erinnerungsorte in ihren Städten ein. Wie in Göttingen, hier machten  lokale Aktivist*innen gemeinsam mit Aktivist*innen aus Namibia auf die kritische Erinnerung an den Völkermord an den Ovaherero und Namas in Deutschland aufmerksam.

 Koloniale Spuren finden sich an vielen Stellen: In Niedersachsen sind viele Straßen nach Menschen benannt, die eine Rolle  in der deutschen Kolonialgeschichte spielten. Viele davon begingen  Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den ehemaligen deutschen  Kolonien. Andere machten sich durch politisches Engagement an diesen  Verbrechen mitschuldig. Oft wird nur über die Umbenennung dieser Straßen oder den Abbau von Denkmälern diskutiert, während die Geschichte dahinter unbekannt bleibt. Diese Ehrungen entstanden häufig in der NS-Zeit und zeigen, dass kolonialistische Ideen auch nach der eigentlichen Kolonialzeit (1884-1918) in Deutschland weiterlebten.

Heutzutage gibt es in Deutschland breite Debatten über die Denkmäler und Straßennamen, die Kolonialverbrecher wie Carl Peters, Hermann von Wissmann oder Paul von Lettow-Vorbeck ehren. Carl Peters war ein führender Akteur der deutschen Kolonialbewegung und trug zur Ausbeutung Ostafrikas bei. Eine Carl-Peters-Straße gibt es weiterhin in Wittingen (Landkreis Gifhorn) und Delmenhorst. Trotz seiner Beteiligung am Völkermord an den Herero und Nama wird Paul von Lettow-Vorbeck in Cuxhaven immer noch mit einem Straßennamen geehrt. Erst nach langen Gerichtsverfahren wurde eine Straße in Hannover umbenannt.

Das Engagement von Menschen gegen diese Ehrungen dauert bereits Jahrzehnte an. Der zähe öffentliche Widerstand gegen Namensänderungen zeigt, dass es einen Kampf darum gibt, wessen Geschichte erzählt wird – und wessen nicht. 

Das Bewusstsein für Kolonialismus und seine Nachwirkungen variiert stark. Menschen, die von Rassismus betroffen sind, erleben die Auswirkungen tagtäglich. Um Rassismus effektiv zu bekämpfen, ist es wichtig, dass auch jene, die nicht direkt betroffen sind, erkennen, wie der Kolonialismus bis heute fortwirkt. Die Umbenennung von Denkmälern und Straßen, die Kolonialverbrecher ehren, ist ein Schritt in diese Richtung. Ein kritisches Bewusstsein für koloniale Kontinuitäten sollte von der Schule bis ins Erwachsenenalter gefördert werden.

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