weitere laender35% der EU-Geflügelfleischexporte gehen nach West- und Zentralafrika. Das billige Importfleisch verdrängt den traditionellen Verkauf lebender Hühner direkt auf dem Markt. Die Auswirkungen sind fatal: Ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Produktion fällt in sich zusammen – und das in Ländern, wo durchschnittlich 60% aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten. Hühnerhalter_innen, Futtermittelhersteller_innen und Marktverkäufer_innen verlieren ihre Arbeitsplätze. 

 

Grafik: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

Die lokale Bevölkerung kann nach der Zerstörung der heimischen Märkte zwar zunächst billiges Fleisch vom Weltmarkt einkaufen, begibt sich aber langfristig in die Abhängigkeit vom Weltmarktpreis. Steigt dieser, müssen die ohnehin hoch verschuldeten Entwicklungsländer viel Geld für die Ernährungssicherung über den Weltmarkt ausgeben.

Ein weiteres Problem sind die fehlenden Kühlketten in vielen afrikanischen Ländern. Oft liegt die Ware stundenlang ungekühlt auf Märkten oder in Transportfahrzeugen, taut an und wird danach wieder eingefroren. Dabei entwickeln und verbreiten sich Keime, die lebensgefährlich sind. Viele Menschen erkranken an starkem Durchfall und anderen Darmkrankheiten, teilweise mit Todesfolge. 

In Ghana stieg der Import von Hühnerrestteilen von 2001-2009 um 800% auf 90.000 Tonnen. In der Bevölkerung gab es massive Proteste gegen den Import. Als die Regierung ein Gesetz zur Zollerhöhung umsetzen wollte, drohten IWF und Weltbank mit dem Kürzen bzw. Unterlassen von Kreditvergaben. Die Regierung war gezwungen ihr Vorhaben aufzugeben - mit fatalen Folgen für Wirtschaft und Gesundheit der Bevölkerung. Züchter_innen, Zulieferer_innen und Marktarbeiter_innen wurden arbeitslos und es traten vermehrte Krankheitsfälle bei den Konsumenten und Konsumentinnen des Importhühnchens auf.

2010 ist die lokale Geflügelproduktion komplett zusammengebrochen - und mit der Monopolstellung der Importeure schnellte der Kilopreis in die Höhe. Heute entspricht der Verkaufspreis dem früheren Preis der lokalen Hühnchen. Auf Kosten der Kleinbauern und der Gesundheit der ghanaischen Bevölkerung werden riesige Profite erzielt.

 

Grafik: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

Fast zehn Prozent der EU-Hühnerfleisch-Exporte landen auf den Märkten im afrikanischen Benin. Allerdings wird 90% des importierten Fleischs illegal in Nachbaränder mit Importverboten gebracht, insbesondere nach Nigeria und Togo. In Nigeria - dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas - liegen viele große Städte nah an der Grenze zu Benin (z.B. Lagos). Der Schmuggel von Hähnchenkleinteilen ist für die nigerianischer Wirtschaft ein großes Problem. Geflügelfleischt hat dort mittlerweile Autos als beliebtestes Schmuggelgut abgelöst.

 

Grafik: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

Der Senegal und die Elfenbeinküste haben es geschafft Importverbote durchzusetzen. Der Wirtschaftszweig der Hühnerzucht wurde neu aufgebaut und eine Selbstversorgung mit Hühnerfleisch ist nun wieder möglich.

 

Grafik: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

 

Nach den Bürgerkriegen in Angola und der Demokratischen Republik Kongo ist die lokale Geflügelproduktion dort völlig ausgelöscht. Der Wiederaufbau der lokalen Produktion wird durch das billige Importfleisch verhindert. Die Wiederbesiedlung der ländlichen Räume nach den Bürgerkriegen ist jedoch ohne eine Perspektive für die Menschen nicht möglich.

 

Grafik: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

Logo WBE Symbol web

eine-welt-promotoren-button

 

30 Jahre Button