Das Konzept der Ernährungssouveränität gilt für alle Länder, nicht nur für die Länder des Globalen Süden. Auch im Globalen Norden hat sich agrarindustrielle Landwirtschaft und Ernährungsindustrie immer weiter von den Menschen entfernt. Aber es mehren sich die kritischen Stimmen.
Während in Deutschland Politik, Agrarindustrie und Bauernverband weiterhin auf Wachstum setzen und damit weitere soziale und ökologische Konflike in Kauf nehmen, mehren sich die kritischen Stimmen aus der Gesellschaft. Immer mehr Menschen kümmern sich um eine gesunde, nachhaltige Ernährung. Es wird wieder über die Bedeutung von Bauernhöfe auch für die Kulturlandschaft gestritten. Fragen nach der Anbaumethode, der Art der Tierhaltung, der Verarbeitung und der globalen Gerechtigkeit rücken in den Vordergrund bei der Kaufentscheidung vieler Konsument*innen. Dies führt auch dazu, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für die agroindustrielle Landwirtschaft sinkt.
Auch wenn in Deutschland der Anteil des ökologischen Landbaus nicht einmal zehn Prozent an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche beträgt, ist Deutschland mit 10 Mrd. € Umsatz im Jahr der größte Markt für Bio-Lebensmittel in der EU. Tendenz steigend. Auch Lebensmittel aus Fairem Handel, der den Erzeuger*innen unter anderem exitenzsichernde Einkommen ermöglicht, finden immer mehr Zuspruch.
Fairer und nachhaltiger Konsumieren
Aber die Konsument*innen wollen noch mehr: sie wollen die Landwirtschaft oder zumindest einen Teil ihrer eigenen Ernährung wieder aktiv mitgestalten. Sie engagieren sich in Solidarischen Landwirtschaften, gründen lokale Ernährungsräte oder sogenannte foodsharing-Netzwerke, engagieren sich in Projekten des urban gardening oder gärtnern gemeinschaftlich auf Pachtgrundstücke.
Politische Netzwerke aus bäuerlichen Verbänden, Umwelt-,Natur- und Tierschutzgruppen sowie entwicklungspolitische Initiativen setzen sich für eine andere, eine bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft sowie für soziale Unternehmensverantwortung entlang der gesamten Lieferkette ihrer Produkte und deren Rohstoffe.
All dies ist ein Ausdruck des gewachsenem Bewusstsein für qualitativ hochwertige, tiergerechte sowie umwelt-, sozial- und klimaverträgliche Lebensmittel. Und es ist ein klares Bekenntnis für eine Landwirtschaft von morgen, die heute schon existiert: die (klein-)bäuerliche. Im Globalen Süden wie im Globalen Norden.