Vorstand freigestellt30 Jahre VEN. 30 Jahre Engagement. 30 Jahre Themen, Inhalte und Politik für globale Gerechtigkeit, sowie für eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft aller Menschen weltweit. Der Vorstand des VEN hält dafür die Fäden in der Hand; er verabschiedet Beschlüsse und Positionierungen, begleitet das Team in der Geschäftsstelle und setzt Weichenstellungen für die Weiterentwicklung des Verbandes. Der Kopf des Vereins schaut auf aktuelle Herausforderungen und wagt einen Blick in die Zukunft.


Unsere Anfänge

Die „Gründungseltern“ des VEN nutzten vor 30 Jahren die Gunst der politischen Stunde. Sie nahmen den Impuls aus der damaligen rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen auf, ein Netzwerk entwicklungspolitischer Initiativen zu gründen. Für die Umsetzung der Arbeit sollten wir Landesmittel bekommen. Ein Novum nicht nur in Niedersachsen, sondern bundesweit: Zivilgesellschaft konnte sich selbstorganisiert und eigenständig, aber mit finanzieller Hilfe des Landes, Gehör verschaffen, sich gegenseitig unterstützen, ein Sprachrohr bilden, politische Forderungen erarbeiten. Unter dem Motto: „Hilfsprojekte können Not lindern. Ungerechtigkeit beseitigen kann nur eine neue Politik“ schloss sich die Eine-Welt-Szene zusammen und gründete den „Verein zur Förderung entwicklungspolitischer Initiativen und Entwicklungszusammenarbeit in Niedersachsen“. Ein Namensungetüm, das aber die Vielfalt und Heterogenität der Mitglieder repräsentierte und auch die Zielsetzung unserer Arbeit bis heute beinhaltet.

Unser Netzwerk

Viel Einsatz, Herzblut und politisches Engagement haben zum Aufbau guter Strukturen im Land geführt. Der VEN lebt als Netzwerk durch die Unterstützung und die Zusammenarbeit mit seinen mehr als 130 Mitgliedern. Dies sind Initiativen, zivilgesellschaftliche Vereine und Verbände, kirchliche Organisationen, globalisierungskritische Bündnisse und Einzelpersonen. Sie motivieren zu Engagement für eine gerechte Welt und setzen sich für die Bewahrung von Menschenrechten, für Frieden, für faire Arbeits- und Lebensbedingungen in einer intakten Umwelt ein. Der VEN macht seine Mitglieder sichtbarer und dient ihnen als Sprachrohr in die Politik und allgemeine Öffentlichkeit. Die Unterstützung entwicklungspolitischer Arbeit ist dabei keineswegs ein Selbstläufer, wie es das 30-jährige Bestehen des VEN vielleicht vermuten lässt. Vielmehr ist es beständige Überzeugungsarbeit. Wechselnde Zuständigkeiten, veränderte Regierungskonstellationen auf Bundesund Landesebene erforderten und erfordern immer wieder von Neuem, die Inhalte, Zielsetzung und Bedeutung der Arbeit zu erklären. Wir müssen dafür sorgen, dass sie auf der politischen Tagesordnung nicht vergessen werden.

Unsere Themen 

Durch seine Mitglieder und auch durch eigene Projekte arbeitet der VEN auch mit Netzwerken und Initiativen aus dem Globalen Süden zusammen. Dies erweitert unsere Perspektiven und regt zur Reflexion von Begriffen wie „Entwicklung“, „Wohlstand“, „Transformation“ an. Koloniale Kontinuitäten werden entdeckt und können gemeinsam reflektiert werden. Aber auch die fortschreitende Globalisierung mit ihren vielfältigen und miteinander vernetzten Herausforderungen erfordert immer wieder eine Reflexion von Inhalten, Aktivitäten und politischem Wirken. Dabei haben sich die Themen und Inhalte grundsätzlich gar nicht geändert – manches hat sich konkreter ausdifferenziert. Die Agenda 2030 mit den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) hat einen Rahmen abgesteckt, der auch für den VEN handlungsleitend ist. Der Schutz von Grundfreiheiten, die Beteiligung aller gesellschaftlicher Gruppen an politischen Entscheidungsprozessen, die Schaffung menschenwürdiger Lebensbedingungen und sozialer Gerechtigkeit, sowie der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sind zentrale Themen. In der Realität beobachten und erleben wir aber immer noch Kriege, Armut, Hunger, eine Zunahme von sozialen Ungleichheiten, von Umweltzerstörung und den Auswirkungen der Klimakrise. Fatale Lebensumstände zwingen unzählige Menschen zu Flucht und Migration. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Krisen ist unser Engagement so wichtig wie nie. Die Notwendigkeit, zusammen zu kommen, über Veränderungen zu diskutieren, Alternativen sichtbar zu machen, und gemeinsam den notwendigen Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft voran zu treiben, ist dringender als zuvor.


Unsere Transformation

Der VEN hat sich gewandelt. Der Name wurde geändert, die Projekte haben sich professionalisiert. Wir sind diverser geworden. Waren die „Gründereltern“ tatsächlich weitestgehend „Gründerväter“, sind aktuell im Vorstand und unter den Beschäftigten viele Frauen. Interkulturelle Öffnung, Diversität und Diskriminierungssensibilisierung spielen eine stärkere Rolle, auch wenn bei der Umsetzung noch Luft nach oben ist. Der VEN muss sich auch weiter wandeln. Ein Generationswechsel muss gelingen, sowohl bei den Mitgliedsgruppen, wie auch in der VEN-Struktur. Viele Gruppen haben Nachwuchssorgen. Junge Menschen engagieren sich parallel in verschiedenen Projekten und binden sich seltener an Vereine. Die Beschäftigten beim VEN haben sich stark verjüngt und bringen neue Impulse. Durch Personalwechsel im Team werden auch Grundsatzfragen immer wieder neu diskutiert. Dabei müssen wir auch eine Debatte um unseren Vereinsnamen als unser Aushängeschild führen.


Unsere Zukunft

Die Auswirkungen der Klimakrise werden immer deutlicher. Die Covid19 Pandemie ist längst nicht ausgestanden. Hier müssen wir uns weiter engagieren und dabei auch immer wieder den Blick auf marginalisierte Gruppen werfen, die besonders darunter leiden. Das Anknüpfen an aktuelle Themen ist unersetzlich. Rechtspopulistische und antidemokratische Bewegungen, nationalistische Abschottung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nehmen zu. Die Wahrung der Grundrechte und der politischen Teilhabe ist vielerorts bedroht. Weltweit lässt sich eine zunehmende Einschränkung der Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft wahrnehmen. Wir beobachten einerseits gesellschaftliche Spaltung, und sind andererseits als Welt näher zusammengerückt. Dank Digitalisierung ist es einfacher, Kontakte mit Partner*innen aus der ganzen Welt zu halten, verschiedene Stimmen und Perspektiven in die Bildungsarbeit einzubinden und die Menschen im Globalen Süden als handelnde Akteur*innen zu sehen. Gemeinsam arbeiten wir an einer sozial-ökologischen Transformation. Ein Systemwechsel ist längst überfällig. Und der VEN wird sich weiter dafür einsetzen.

Der Vorstand des VEN besteht aus Gabriele Janecki, Muriel Herrmann, Eby Bakari Tangara, Graciela Guáqueta-Korzonnek, Franziska Dickschen, Barthel Pester und Regina Begander.

 

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