Ansprechpartner*innen - AGL - Die Arbeitsgemeinschaft der Eine  Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (agl)Udo Schlüter ist Geschäftsführer des Eine Welt Netz NRW und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland: „Wenn jemand einen runden Geburtstag hat, ist das ja oft ein Anlass zurückzuschauen. Und so sind auch mir als altem Weggefährten einige Fragen über das Geburtstagskind VEN gestellt worden“. Seit 1991 gestaltet er den Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen im Eine Welt-Engagement mit.

 

Was unterscheidet den VEN von anderen Landesnetzwerken?

Die Frage lässt sich leicht beantworten: Zum einen das Alter. Nur der DEAB in Baden-Württemberg ist noch deutlich älter; das Eine Welt Netz NRW ist wie der VEN 1991 gegründet worden; alle anderen Landesnetzwerke sind jünger. Zum anderen hat der VEN von Anfang an weit über Niedersachsen hinausgedacht. Hannes Philipp als Geschäftsführer hat vom ersten Tag an viele Jahre lang Initiativen in anderen Bundesländern besucht, beraten und unterstützt. Dass es heute in allen Bundesländern funktionierende Landesnetzwerke gibt, hat sehr viel mit dieser Unterstützung durch den VEN zu tun. Es sind diese Weitsicht und diese mobilisierende Kraft seiner Mitarbeitenden und Engagierten, die den VEN von Anfang an einzigartig gemacht haben. An dieser Stelle möchte ich neben Hannes auch Reinhold Böhmer und Roland Drubig als langjährige Vorstandsmitglieder des VEN erwähnen, die das bundesweite Engagement ihres Geschäftsführers von Anfangan mitgetragen haben.

Was waren wichtige Impulse und Debattenbeiträge des VEN?

Auch hier ist die Antwort klar: Anfang der 90er Jahre gab es erste Aktivitäten der Zivilgesellschaft im Vorfeld von „Rio 92 – Weltkonferenz für Umwelt- und Entwicklung“ und der VEN beteiligte sich schon hier intensiv an diesen neuen Suchbewegungen. 1991 stand die erste Landeskonferenz des VEN unter dem Motto: “Hilfsprojekte können Not lindern – Ungerechtigkeit beseitigen kann nur eine andere Politik“. Von Anfang an engagierten sich die VENler*innen dafür, dass Entwicklungs- und Umweltfragen im Aktionsplan von Rio gleichrangig behandelt werden und machten sich für diesen entscheidenden Paradigmenwechsel stark. In Publikationen, in Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen vertrat der VEN sein Konzept „Entwicklungspolitik für den Norden“ bereits in der ersten Hälfte der 90er Jahre bundesweit. Diese Diskussionen mündeten dann in unserem gemeinsamen Begriff des „Entwicklungsland D“ und waren die Grundlage für die sich herausbildende Inlandsarbeit und das Globale Lernen.

Welche Rolle hat der VEN in der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland?

Neben der inhaltlichen Arbeit, kamen auch strukturelle Impulse aus Niedersachsen. Denn ohne den VEN und ohne das unermüdliche Engagement von Hannes Philipp würde es die agl wohl nicht geben. Schon 1991 im Gründungsjahr fand das erste Kennenlerntreffen zwischen VEN und dem Eine Welt Netz NRW statt. Reinhold Böhmer, Hannes Philipp und ich kamen schon damals überein, dass wir für eine starke entwicklungspolitische Inlandsarbeit Netzwerkstrukturen in allen Bundesländern brauchen und die Landesnetze auch auf Bundesebene zusammenarbeiten müssen. Wir waren uns einig, dass wir diese Zusammenarbeit nicht im Rahmen des damals noch bedeutsameren BUKO, sondern in eigenen föderalen Strukturen starten wollen. Wir wollten eine NGO -Struktur von der Kommune – wo sich viele unserer Mitglieder und lokalen Netzwerke engagieren – über die Bundesländer – die es nun zu erobern galt– bis hin zur Bundesebene schaffen. Schon Ende 1993 gab es auf Initiative von VEN und dem Eine Welt Netz NRW die erste Einladung zum Norddeutschen Ratschlag, an dem sich dann auch die Netzwerke aus Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligten. Bei unserer Tagung 1996 in Bonn waren Landesnetzwerke aus Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen, NRW, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Berlin dabei. Im Februar 1999 erfolgte die Gründung der agl als Verein. Das erste agl-Büro konnte beim VEN-Vorstand Roland Drubig in Göttingen untergebracht werden, der auch der erste Koordinator der agl wurde. Später wurde die Geschäftsstelle der agl dann beim VEN in Hannover angesiedelt, wo Hannes Philipp aus den niedersächsischen Strukturen als Geschäftsführer des VEN und langjähriger Vorsitzender der agl den Aufbau des bundesweiten Netzwerks vorantrieb.

Welche Themen haben VEN und agl gemeinsam bearbeitet?

Die gemeinsame Geschichte bietet eine Antwort auf die Frage nach der engen Verbundenheit des VEN mit der agl. Doch auch in der jüngeren Vergangenheit können viele weitere Beispiele genannt werden, wo VEN und agl positiv zusammenwirkten: bei der bundesweiten Kampagne „Entwicklungsland D“, bei der ebenfalls bundesweiten Tour „Von Armut bis Zucker“, bei dem Ideenwettbewerb „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ oder bei der „Lebensweltmeisterschaft 2010“ und und und. Das Promotor*innen-Programm haben die Niedersachsen nicht erfunden, aber auch hier zogen sie gemeinsam mit Schleswig-Holstein direkt als zweites NRW hinterher. Und insbesondere in der Lobbyarbeit für die Engagementförderung auf Landes- oder auf Bundesebene ist klar: Von 1991 bis heute waren die guten Beispiele und das Engagement der Kolleg*innen aus Niedersachsen von großer Bedeutung für unsere bundesweiten Erfolge beim Capacity-Building-Programm, bei der Gründung von Lotteriestiftungen und nicht zuletzt beim Promotor*innen-Programm selbst, das als Kernstück der Engagementförderung in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit erwiesenermaßen vom urbanen bis in den ländlichen Raum unverzichtbar geworden ist.

Wie sieht eine Zusammenarbeit in der Zukunft aus?

Wir haben gemeinsam Erfolge gefeiert und schwierige Zeiten gemeistert. Ohne in die Zukunft schauen zu können, vermute ich, dass als Eine Welt-Bewegung sehr bewegte Jahre vor uns liegen. Für die Herausforderungen der Zukunft wünsche ich dem VEN und seinen Mitstreiter*innen von Herzen alles Gute. Ich wünsche euch die Unterstützung der vielen Engagierten im ganzen Land, starke Ideen und gute und innovative Projekte, die viele Menschen für die Sache gewinnen und ihren Beitrag leisten für eine solidarische, bessere Welt von Morgen.

„Der agl wünsche ich einen weiterhin so starken und auch bundesweit engagierten VEN. (Nur) gemeinsam sind wir stark!“

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