Im öffentlichen Diskurs werden unterschiedliche Begriffe für den folgenreichen klimatischen Wandel verwendet den wir derzeit erleben: so spricht man etwa von Klimawandel oder Klimakrise. Diese Begriffe beschreiben dasselbe Phänomen, setzen aber unterschiedliche Betonungen und rahmen den klimatischen Prozess unterschiedlich. Dies gilt auch für den Begriff der Klimagerechtigkeit.
Klimagerechtigkeit
Die menschengemachte globale Klimaveränderung wird und wurde in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik immer wieder im Zusammenhang mit Gerechtigkeit diskutiert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Atmosphäre ein Gemeingut ist, auf das alle Menschen und Lebewesen der Erde angewiesen sind. Wenn ein Teil der Menschen die Atmosphäre verschmutzt oder durch Treibhausgase das Klima aus dem Gleichgewicht bringt, so schadet dies allen Menschen und nicht nur den Verursacher*innen. Bereits in der Klimarahmenkonvention von 1992 wurde das Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung von Staaten beschlossen. Damit wurde verdeutlicht, dass Klimaschutz eine Angelegenheit zwischenstaatlicher Gerechtigkeit ist. Der Begriff ‚Klimagerechtigkeit‘ wurde auf UN-Ebene zum ersten Mal im Pariser Abkommen von 2015 aufgenommen.
Klimagerechtigkeit wird unter verschiedenen Aspekten diskutiert. Auf UN-Konferenzen werden ungerechte, historisch geprägte Verhältnisse zwischen Nationen thematisiert. Da die kommenden Generationen verstärkt unter dem Klimawandel leiden werden, wird oft auch von Generationengerechtigkeit gesprochen. Von Umweltrassismus war beispielweise im Zusammenhang mit dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005 die Rede. Von der verheerenden Katastrophe war damals die ärmere, überwiegend afroamerikanische Bevölkerung unverhältnismäßig härter betroffen als die reichere, überwiegend weiße Bevölkerung.
In der Klimabewegung wird der Begriff der Klimagerechtigkeit oft bewusst gewählt. Viele wirtschaftliche und politische Akteur*innen, sowie manche NGOs fokussieren die technische Reduzierung von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Andere NGOs hingegen, darunter insbesondere Postwachstums- und degrowth-Bewegungen, wollen mit dem Begriff Klimagerechtigkeit zum Ausdruck bringen, dass es hier um viel mehr geht. Sie sagen zum Beispiel, dass Wirtschaft und Kultur grundlegend transformiert werden müssen. Ein ewiges wirtschaftliches Wachstum darf es nicht geben, da dies ist die Ursache einer Vielzahl ökologischer und sozialer Probleme und Ungerechtigkeiten ist, von denen der Klimawandel nur ein weiteres Symptom ist.
Klimakrise
Trotz Klima-Aktivismus und internationaler Klimavereinbarungen sind die globalen Treibhaus-Emissionen seit den 90iger Jahren steil angestiegen. Darum besteht Handlungsdruck und vielen Akteur*innen ist es wichtig, diese Dringlichkeit des Klimawandels zu betonen. Die existentielle Gefahr durch den Klimawandel wurde insbesondere im Jahr 2019 durch junge Klimabewegungen wie Extinction Rebellion oder Fridays for Future betont. Auch die Medien griffen den Begriff der Klimakrise auf. Der britische Guardian etwa veröffentlichte im Mai 2019 redaktionelle Richtlinien, nach denen nunmehr von Klimakrise statt Klimawandel und von Erderhitzung statt Erderwärmung geschrieben werden sollte. Dies führte auch in Deutschland zu einer breiten Debatte über Begrifflichkeiten. Viele halten den Begriff der Klimakrise für unbedingt angebracht, da „Klimawandel“ sehr neutral klingt und den Handlungsbedarf nicht deutlich macht. Es gab aber auch Kritik an dem Begriff. Aus rechtspolitischen Kreisen wurde von übertriebenem Alarmismus geredet. Eine differenziertere Kritik gab es etwa von Joachim Wille (Frankfurter Rundschau, Klimareporter.de) oder Werner Eckert (ARD). Sie meinten, dass das Wort Klimawandel nicht generell durch Klimakrise ersetzt werden solle, da man unter Krise einen vorübergehenden Zustand versteht, der zwar tiefgreifend und andauernd sein kann, aber eine Rückkehr zur Normalität möglich erscheinen lässt. Eine Rückkehr zum „Normalzustand“ sei beim Klimawandel allerdings nicht möglich.
Zusätzlich zum vermehrten Gebrauch des Wortes Klimakrise, riefen mehrere deutsche Städte und Kommunen ab Mai 2019 einen Klimanotstand aus. Auch dies soll den politischen Handlungsdruck betonen und zusätzlich die Forderung nach einer klimafreundlichen Stadtpolitik stärken.
Foto: 350o.org / CC BY-NC-SA 4.0