Die SDGs formulieren im Ziel 4.7. eine ambitionierte Zukunftsbildung. Insbesondere die darin enthaltene Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wurde seit dem UN-Gipfel 1992 zuerst durch das Engagement der Zivilgesellschaft und später auch durch Aktionsprogramme und -pläne der internationalen, nationalen und regionalen Politik stark gefördert. Aktuell wurde sie in der globalen Bildungsagenda "Education for Sustainable Development (ESD) for 2030" nochmals festgeschrieben.
„ESD for 2030“
„Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.“(Ziel 4.7 der SDGs)
Zugunsten des vierten Ziels der SGDs, welches die inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle umfasst, wurde nun 2019 eine explizite Bildungsagenda unter dem Namen „ESD for 2030“ (Education for Sustainable Development) für den Zeitraum von 2020 bis 2030 verabschiedet.
Die Forderung einer ganzheitlichen und transformativen Bildung wird dabei ausdrücklich benannt. Kenntnisse über strukturelle Ursachen und Veränderungen, beispielsweise in bestehenden, nicht-nachhaltigen Wirtschaftsstrukturen, sollen in den Fokus gerückt werden und zudem die politische Partizipationsfähigkeit der Lernenden gefördert werden. Das erlernte Wissen soll nachhaltig zu politischem Handeln führen und im Sinne des lebenslangen Lernens gesellschaftliche Strukturen transformieren.
Dieses Verständnis einer transformativen BNE regt zu neuen Formen des Lernens und des Engagements an, um ganzheitlich bestehende Strukturen in der Gesellschaft hinsichtlich einer nachhaltigen Zukunft zu verändern. Der politisierte Ansatz der Transformation vereint die individuelle und gesamtgesellschaftliche Neuorientierung miteinander und erweitert den Grundgedanken der BNE auf eine neue, systematische und dynamische Ebene.
Die fünf konkreten Handlungsfelder:
- Politische Unterstützung
- ganzheitliche Transformation von Lehr- und Lernumgebungen
- Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikator*innen
- Stärkung und Mobilisierung der Jugend
- Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene
BNE in der Vergangenheit
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat seinen Ursprung in der von den Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro verabschiedeten Agenda 21. Ihre Grundlage war das Nachhaltigkeits-Konzept des Brundtland-Berichts von 1987. Die Agenda 21 erklärt nachhaltige Entwicklung zum Leitbild für das 21. Jahrhundert. In Kapitel 36 werden nachhaltige Entwicklung und Bildung (Schulbildung, öffentliches Bewusstsein und Aus- und Fortbildung) miteinander verknüpft. Bildung wird als Basis für ein Engagement für nachhaltige Entwicklung, eine Veränderung von Konsum- und Verhaltensmustern. globale Gerechtigkeit und Umweltschutz dargestellt.
Die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ (2005-2014) hatte die Etablierung von BNE als Bestandteil der Bildung zum Ziel.
Das nachfolgende Weltaktionsprogramm (2015-2019) zielte auf eine systematische Veränderung des gesamten Bildungssystems, um grundsätzliche Strukturen hinsichtlich einer weitreichenden BNE umzuwandeln.
Mehr über das Weltaktionsprogramm und seine Umsetzung in Niedersachsen lesen Sie in unserer VEN-Positionen 1/2017.
Zur Etablierung der BNE in Deutschland hat die Bundesregierung 2017 einen „Nationalen Aktionsplan“ verabschiedet, der in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft unter anderen gesellschaftlichen Akteur*innen entstanden ist. Er wird von der Nationalen Plattform BNE begleitet, die im Verantwortungsbereichs des Bundesbildungsministeriums liegt.
BNE und Globales Lernen sind eng miteinander verwandt. Sie verfügen zwar über je eigene Traditionen in der Umweltbildung bzw. der Entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, setzen sich aber mit den gleichen globalen Herausforderungen auseinander und nutzen dabei gleiche, ähnliche oder sich ergänzende Methoden.
In diesem Sinne wollen Bildung für Nachhaltige Entwicklung / Globales Lernen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln vermitteln. Menschen sollen befähigt werden, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Menschen in anderen Weltregionen, künftige Generationen und die Umwelt einzuschätzen und in Entscheidungen über eigenes Verhalten einzubeziehen. Dafür vermittelt BNE / Globales Lernen Wissen über globale Zusammenhänge und Herausforderungen sowie die wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen und politischen Ursachen und Hintergründe dieser Probleme. Auf dieser Grundlage sollen Menschen dazu ermutigt und befähigt werden, sich aktiv für eine nachhaltige, gerechte Welt zu engagieren.