Globales Lernen kann nur dann seine fortschrittliche und produktive Kraft entwickeln, wenn es sich nicht darin erschöpft, neue Inhalte, Themen oder Fächer in Lehrplänen und Schulbüchern zu fordern, sondern wenn es als inhaltliches und methodisches Gesamtkonzept und so als Querschnittsaufgabe in allen Fächern verstanden und anerkannt wird. Globales Lernen will über das vernetzte Denken hinaus die Mitwirkung des Individuums und sein Verantwortungsbewusstsein gegenüber den komplexen, weltweiten Entwicklungen anregen.
4 Leitideen Globalen Lernens
Leitidee 1: Bildungshorizont erweitern
Bildung fördert die Fähigkeit, die Einheit der menschlichen Gesellschaft, die globalen Zusammenhänge und die eigene Position und Teilhabe daran wahrzunehmen.
Leitidee 2: Identität reflektieren – Kommunikation verbessern
Bildung fördert die Fähigkeit, aus der Sicht der eigenen Identität heraus mit anderen Menschen in offenen Kontakt zu treten, die Welt auch aus der Sicht anderer zu betrachten und auf der Basis verschiedener Betrachtungsweisen innerhalb der globalen Gesellschaft Urteile zu bilden.
Leitidee 3: Lebensstil überdenken
Bildung fördert die Fähigkeit, eigene Entscheidungen, eigenes Handeln (oder Nichthandeln) im Hinblick auf die globale Gesellschaft, die sozialen und ökologischen Folgen und die Auswirkungen auf die Zukunft zu reflektieren
Leitidee 4: Verbindung von lokal und global – Leben handelnd gestalten
Bildung fördert die Fähigkeit, auf der Basis von Erfahrungen lokalen Handelns als Mitglied der globalen Gesellschaft und in Zusammenhang mit anderen auch Einfluss in Hinblick auf die Bewältigung globaler Herausforderungen (Entwicklung, Umwelt, Frieden, Menschenrechte) auszuüben. (Vgl. Forum „Schule für Eine Welt“, 1996: Globales Lernen. Anstöße für die Bildung in einer vernetzten Welt)
Didaktik und Methodik
Didaktik (Unterrichtsplanung) und Methodik (konkrete Umsetzung) Globalen Lernens sind ebenso vielfältig zu gestalten, wie ihre Inhalte. Interdisziplinäres Lernen steht dabei im Zentrum. Globales Lernen nutzt insbesondere erfahrungs- und prozessorientierte, kreative und aktive, kooperative und partizipatorische, handlungsorientierte Lehr-/Lernmethoden.
Themen, Ziele und Methoden müssen an der konkreten Situation, der Lebenswelt, den Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Lernenden anknüpfen und zu konkreten Handlungen ermutigen. Laut Schweizer Forum „Schule für Eine Welt“ (1996), bezieht sich der Globalitätsbegriff nicht nur auf die weltweite Perspektive, sondern auch auf die Berücksichtigung der Ganzheitlichkeit der Person.
Laut Georg Krämer (Welthaus Bielefeld; in: VENRO 2007 / 2008) ist Globales Lernen dabei dem „Überwältigungsverbot“ und der kontroversen, multi-perspektivischen Darstellung von Sachverhalten verpflichtet. Das im "Beutelsbacher Konsens" festgehaltene "Überwältigungsverbot" bedeutet, dass Schüler*innen nicht im Sinne 'erwünschter' Meinungen indoktriniert werden dürfen. Im Gegenteil gilt es stets die "Gewinnung eines selbständigen Urteils" zu befördern. Das schließt aber eine ethische Orientierung ausdrücklich nicht aus. Im Gegenteil, Globales Lernen ist der Herstellung von Gerechtigkeit verpflichtet.
Hier erfahren Sie mehr über den "Beutelsbacher Konsens". Den Text von Georg Krämer finden Sie hier.