Postkolonial

Globales Lernen will zum Perspektivwechsel anregen, das Bewusstsein über die eigene Rolle in der Welt schärfen und Menschen ermächtigen, zum Abbau von Ungerechtigkeiten beizutragen. Seit Jahren gibt es eine (selbst)kritische Debatte darüber, ob die Bildungspraxis diesem Anspruch gerecht wird oder durch die (unbeabsichtigte) Vermittlung von Stereotypen, einseitigen Weltsichten und kolonialrassistischen Bildern globale Machtverhältnisse mitunter sogar verfestigt.

Diesen Trend hat z.B. Glokal e.V. in seiner Studie "Bildung für Nachhaltige Ungleichheit?!" festgestellt. Demnach zeichnen sich viele Bildungsmaterialien durch eine Normsetzung eurozentrischer Perspektiven, die Ausblendung historischer Zusammenhänge, ein unreflektiertes Entwicklungsverständnis, kulturelle Zuschreibungen und Abwertungen sowie durch eine objektivierende und stereotype Darstellung von Menschen im globalen Süden aus, die rassistische Klischees bestärkt.

Also lieber aufhören mit dem Globalen Lernen? Das finden wir nicht! Denn neben kritischen Analysen, die hilfreich zur Reflexion der eigenen Bildungsansätze sind, gehen aus dieser Debatte viele fruchtbare Anregungen hervor, das Globale Lernen weiterzuentwickeln: durch die Berücksichtigung postkolonialer Perspektiven und machtkritischer Ansätze kann das Globale Lernen noch besser zur Reflexion und Irritation der eigenen Weltsicht und Normalitätsvorstellungen anregen, historische Ursachen struktureller Ungleichheit aufzeigen und Menschen ermächtigen, gewachsene Machtverhältnisse in Frage zu stellen und anzugehen.

Folgende Fragen wollen wir uns für eine kritische Weiterentwicklung des Globalen Lernens stellen:

  • Welche Weltbilder vermitteln wir, welche Selbst- und Fremdbilder werden in unserer Bildungsarbeit konstruiert – oder aufgebrochen?

  • Welche kolonialen Denk- und Handlungsmuster leben in entwicklungspolitischen Konzepten / im Globalen Lernen fort - und wie kann internationale Solidarität jenseits dieser Muster gelebt werden?

  • Welche Werte und Hierarchien verstecken sich im Entwicklungsbegriff - und wie gelingt eine kritische Auseinandersetzung damit? Welche Alternativen gibt es?

  • Welche Rolle spielt (ggf.) das eigene Weißsein in der Bildungsarbeit – und wie gelingt der stärkere Einbezug von Perspektiven von Schwarzen Menschen und People of Color?

  • Welches Wissen, welche Geschichtsschreibung, welche Werte liegen unser Bildungsarbeit zugrunde – und wie können wir Wissen, Stimmen und Perspektiven jenseits des Mehrheitsdiskurses in die Bildungsarbeit integrieren?

  • Worauf müssen wir achten, um Bildungsarbeit diskriminierungssensibel und inklusiv zu gestalten?

Der VEN und die Fachstelle Globales Lernen befinden sich hierbei selber in einem (Ver)lernprozess und möchten andere Initiativen und Einzelpersonen begeistern, mit uns gemeinsam diesen Weg zu gehen. Aktuelle Angebote in diesem Themenbereich, die in unregelmäßigen Abständen stattfinden, finden Sie unter der Rubrik Fortbildungen. Gerne beraten wie Sie auch individuell hinsichtlich der Konzeption von Bildungsangeboten oder der rassismussensiblen Organisationsentwicklung.

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