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 CC BY-NC-ND 4.0 (Katapult-Magazin gGmbH, „Der ignorierte Konflikt“ 2019) -  In den europäischen Medien wird der Krieg in Kamerun kaum beachtet, obwohl seine Wurzeln bis in die deutsche Kolonialzeit reichen. Das englischsprachige Südkamerun, einst durch den deutschen, französischen und britischen Kolonialismus geformt, kämpft heute unter dem Namen „Ambazonien“ für seine Unabhängigkeit.

 

Der heutige Konflikt in Kamerun hat tiefe Wurzeln, die auf die Kolonialzeit zurückgehen und mit den unterschiedlichen historischen Entwicklungen der englisch- und französisch kolonisierten Teile des Landes verbunden sind. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet, das zuvor von Deutschland kolonialisiert war (1884-1919), zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt. Beide Teilen durchliefen danach unterschiedliche historische Entwicklungen.

Der französisch kolonisierte Teil wurde 1960 unabhängig und zur heutigen Republik Kamerun. Der englische Teil, Southern Cameroons, hatte seit 1953 eine autonome Regierung unter nigerianischer Verwaltung und wurde demokratisch regiert. Dort fanden in den Jahren 1957-1959 freie Wahlen statt, und es gab friedliche Machtwechsel, wodurch Southern Cameroons zur ersten Demokratie Afrikas wurde. 1961 schloss sich Southern Cameroons nach einem umstrittenen Referendum Kamerun an. 1972 wurde der englischsprachige Teil durch ein weiteres Referendum endgültig in die zentrale Republik Kamerun integriert, was die Unterschiede zwischen den englischsprachigen und französischsprachigen Regionen weiter verstärkte.

Seit der erzwungenen Integration leidet der englischsprachige Teil unter der Dominanz des französischsprachigen Teils. Wichtige Industrien und Institutionen in der anglophonen Region wurden vernachlässigt und zerstört. Die Situation eskalierte 2016, als Proteste der englischsprachigen Bevölkerung gewaltsam unterdrückt wurden, was 2017 zur Unabhängigkeitserklärung Ambazonias und einem blutigen Konflikt führte.

Die heutige Gewalt und Unterdrückung sind direkte Folgen der ungelösten Ungerechtigkeiten und der kolonialen Vergangenheit, die weiterhin das Verhältnis zwischen den beiden Landesteilen prägen.

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