Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas und von den Folgen des Klimawandels stark betroffen. Große Bevölkerungsteile sind abhängig von der Landwirtschaft - El Niño und La Niña, steigende Temperaturen und Wetterextreme beeinträchtigen bereits ihr Leben.
Hauptstadt: Sucre
Regierungssitz: La Paz
Zahl der Einwohner: 9.247.816 (2008)
BIP/ Kopf: 4,400
CO²-Verbrauch: 10,21t/Kopf
Bolivien ist das fünftgrößte und eines der ärmsten Länder Südamerikas. Mehr als 70 % aller Bolivianer/innen sind ihrem Ursprung nach indigen. Diese gehören mehr als 30 ethnischen Gruppierungen an. Laut Schätzungen leben 63% der Bevölkerung in Armut, 37% davon in extremer Armut, wobei die meist indigene Landbevölkerung und Frauen überproportional betroffen sind. Rund 23 % der Menschen verfügen über weniger als 1 US$ am Tag. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 64 Jahre. Boliviens Landschaft gilt als einzigartig unter den Ländern Südamerikas. Die Anden mit einer Höhe von zum Teil über 6500 m bestimmen die drei geographischen Zonen des Landes: die Hochebene (Altiplano), in der rund 80 Prozent aller Bolivianer/innen leben, die subtropischen Yungas (Täler) und die tropischen Tiefebenen. Bolivien weist eine unglaubliche Artenvielfalt auf, die u.a. durch Abholzung und den Klimawandel massiv bedroht ist: mindestens 319 Säugetierarten, 1.274 Vogelarten und ungefähr 17.000 Pflanzenarten finden sich in Bergen, Feuchtgebieten, Lagunensysteme und subtropischen und tropischen Wäldern. Die bewaldete Fläche beträgt 51%, 8% der Landesfläche stehen unter Naturschutz. Die ökologische Vielfalt Boliviens spiegelt sich in Relevanz und Vielfalt der landwirtschaftlichen Nutzung wider, die von Kartoffeln anbauenden Kleinbauern/-bäuerinnen auf dem Altiplano, über die großen Viehzüchter im Tiefland hin zu den NutzerIinnen des Regenwaldes reicht.
Klimawandel in Bolivien
Bolivien ist von den Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen. Besonders augenfällig tritt dies am Chacaltaya (Altiplano) zutage: der Berg galt bis vor kurzem als das höchstgelegene Skigebiet der Welt; inzwischen ist aufgrund der Gletscherschmelze kein Skibetrieb mehr möglich. Darüber hinaus treten vor allem in der Tiefebene und den Yungas die Wetterextreme El Niño und La Niña immer häufiger und immer stärker auf und stellen das Land vor immense Herausforderungen. Die mit El Niño einhergehenden Dürren, Überschwemmungen und Verwüstungen verringerten das Brutto-Inlandsprodukt bereits um 1%. Die Änderung des Regenfallmusters sowie das Schmelzen der Gletscher wird die für Ernährung, Landwirtschaft und Energieerzeugung zur Verfügung stehende Wassermenge laut Vorhersagen um 10 bis 30 % verringern.
Der Klimawandel und die damit einhergehende zunehmende Wetter-Unsicherheit haben dramatische Auswirkungen auf das Leben der zumeist in Subsistenzwirtschaft tätigen Kleinbauern und -bäuerinnen. Es ist eine zunehmende Hilflosigkeit in Bezug auf die Prognose von Regenfällen oder Trockenzeiten festzustellen, die sich auf die landwirtschaftlichen Erträge negativ auswirkt:
"Der Regen ist verrückt geworden; es regnet, wenn es nicht regnen soll und es bleibt trocken, wenn es regnen sollte." (Landbewohner in Totorani, Provinz Ayopaya).
In vielen Regionen, z.B. den Tälern von Chuquisaca (Altiplano / Tiefland), wird es immer wärmer und damit einhergehend immer trockener. Einige Pflanzen und Tiere sind inzwischen in höher gelegene und kühlere Ebenen ausgewandert, es wird eine starke Verminderung der einheimischen, wilden Vegetation und medizinisch nutzbarer Pflanzen bemerkt. Die pflanzliche Bodenbedeckung insgesamt nimmt ab und wird von zunehmender Wind- und Wassererosion begleitet. Viele Kleinbauern und -bäuerinnen sind gezwungen, ihre traditionellen Anbaugebiete auszuweiten und neue Gemüse- und Getreidesorten anzupflanzen, die auch wärmeren Temperaturen standhalten. Die bitteren, fest in der Kultur Boliviens verankerten ‚Amarga'- Kartoffeln können in höheren Ebenen nicht gezüchtet werden und es besteht die Gefahr, dass sie verschwinden. Auch der Viehbesitz ist infolge der Verminderung von Weidegebieten in einigen Gebieten um bis zu 75 % zurückgegangen.
Mehr über Bolivien erfahren Sie zum Beispiel in unseren Rundbriefen...