Die konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit sind schwierig festzustellen - zu viele Faktoren, wie das Bevölkerungswachstum, die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen für die Produktion von Agroenergie, eine steigende Nachfrage nach Fleischprodukten oder auch die bereits vorhandene Auslaugung von Böden durch massiven Einsatz künstlicher Düngemittel, greifen hier ineinander über. Der Klimawandel verschärft im Wesentlichen bereits bestehende Misslagen.

Was sind die entscheidenden Klima-Risiken für die Nahrungsmittelsicherheit?

  • Der globale Temperaturanstieg, der vor allem in bereits trockenen Gebieten zu Ernterückgängen führt und Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser hat.
  • Extremwetterereignisse, wie Hitzewellen, Dürren und Fluten zerstören ganze Ernten, wirken aber auch negativ auf Wälder und Fischerei ein.
  • Der Meeresspiegelanstieg trägt zur Überflutung der fruchtbaren Küsten- und Flussdeltagebiete und zur Versalzung von Böden und Grundwasser bei. Steigende Wassertemperaturen wirken sich negativ auf den Fischbestand aus.

Der Klimawandel wirkt sich überall da besonders stark aus, wo eine große Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen besteht. Dies trifft auf die auf Subsistenzwirtschaft und natürlicher Bewässerung beruhende Landwirtschaft Afrikas, aber auch Asiens und Lateinamerikas in besonderem Maße zu. Höhere Temperaturen in den bisherigen Wuchsregionen werden für viele Pflanzen zur Überlebensfrage - sie müssen entweder polwärts oder in die Höhen ausweichen. Doch manche Arten werden dies nicht überleben. Die Zahl der vom Aussterben bedrohten Pflanzen wird bereits bei einem Anstieg von 1,5-2,5 °C auf 20-30 % geschätzt.


Veränderte Niederschlagsmuster bringen den Regenfeldbau durcheinander und haben starke Auswirkungen auf die Ernteerträge. Die Wasserressourcen für die Landwirtschaft und den persönlichen Bedarf werden knapper. Bevölkerungsteile, die abhängig von Schmelzwässern sind, werden von der Gletscherschmelze stark betroffen. Auch in der Fischerei sind die Tendenzen schlecht: Circa ein Drittel der Fanggründe der Hochseefischerei steht kurz vor dem Kollaps. Im tansanischen See Tanganyika ist in den letzten 10 Jahren der Fischertrag von 200.000 auf 165.000 Tonnen zurückgegangen.

Alle Prognosen sehen einen deutlichen Rückgang der Agrarproduktion - und dass, obwohl schon 2008 das achte Jahr in Folge die Produktion von Getreide unterhalb des Verbrauchs liegen wird. So breiten sich nach Schätzungen des Human Development Reports 07/08 die Dürregebiete in Sub-Sahara-Afrika bis zum Jahr 2060 um 60 bis 90 Millionen Hektar aus. In Tansania wird bis zum Jahr 2080 ein Rückgang der Maisproduktion um 33 % erwartet.

Bei einem Anstieg von über 3 °C erwarten sogar alle Studien eine geringere Agrarproduktion in den gemäßigten Breiten. Ein Temperaturanstieg von 3-4 °C würde die Zahl zusätzlich von Hunger betroffene Menschen auf 80-125 Millionen steigen lassen.

Insgesamt ist vor allem die Landbevölkerung betroffen: Bauern und Bäuerinnen, die von Subsistenzwirtschaft leben und sich häufig nicht ausreichend ernähren können. 75-80 % aller Hungernden leben derzeit auf dem Land, trotz steigender städtischer Zahlen. Die vorhandenen Probleme verstärken sich durch den Klimawandel, fehlende finanzielle Mittel, fehlende Anbauverbände und Beratung, Kredite für Produktionsumstellungen etc.

 Doch genau hier, im Bereich der kleinbäuerlichen Familien, liegt auch die größte Chance der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Notwendig sind jedoch eine verstärkte Beachtung ihrer Situation und eine nachhaltige Unterstützung ihres Handlungsvermögens.

(Zahlen vor allem aus Bals / Harmeling 2007 und HDR 2007 / 2008)

 

Fotos: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

 

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