Wie nachhaltig ist unser Wirtschaftssystem? Das diskutierten Dr. Maria Flachsbarth (MdB CDU), Ottmar von Holtz (MdB Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Matthias Miersch ( MdB SPD) mit Moderatorin Barbara Parente.
Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig: Die SDGs müssen in Gänze umgesetzt werden und funktionieren als gute Vision für eine nachhaltige Welt. Ziel ist nicht wirtschaftliches Wachstum, sondern innerhalb der planetaren Grenzen zu leben und folgenden Generationen eine Zukunft zu bieten. Dafür braucht es ein Umdenken in den Wirtschaftsdebatten und auch in den Bewertungskriterien. Wachstum nur über das Bruttosozialprodukt zu definieren, sei falsch. Es müsse mehr um qualitatives Wachstum gehen, so das Podium.
„Was wächst und wie – das ist die zentrale Frage, die wir stellen müssen. Aber wir müssen die Leute mitnehmen, vor allem auch die, die nicht die Fachdiskussionen führen“, meint Dr. Matthias Miersch. Mit dem Pariser Klimaabkommen und der Agenda2030 gäbe es zwei wichtige und sinnvolle internationale Abkommen, um eine nachhaltigere Welt zu schaffen. „Die Ziele allein nützten jedoch wenig, wenn die Staaten bei der Nichtachtung nicht auch entsprechend regulieren“, ergänzt er. Wichtig sei demnach zu schauen, wie die internationale Staatengemeinschaft das regeln kann. „Und wenn wir das auf internationaler Ebene nicht schaffen: Welche Maßnahmen können dann auf nationaler Ebene greifen“, fragt Miersch und fordert entsprechende Überlegungen.
„Wir brauchen eine sozial ökologische Transformation“, meint Ottmar von Holtz. „Wir brauchen Umbau. Wir brauchen andere Busse. Wir brauchen mehr Nahverkehr. Wir müssen Radwege bauen. Wir brauchen erneuerbare Energie.“ Und zwar nicht, weil wir Wachstum wollen, sondern damit wir ökologisch leben und ressourcenschonend produzieren und konsumieren können. „Wir müssen in der Debatte von Verzicht und Schrumpfen wegkommen“, fordert er. „Damit komme ich nicht weiter. Schon gar nicht, wenn ich das den Menschen in Afrika erzähle“, meint er. Es ist wichtig, dass wir mit unserer Export-, Subventions- und Handelspolitik nicht das konterkarieren, was wir mit anderen Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit aufbauen.
Wir brauchen einen qualitativen Wachstum, meint auch Dr. Maria Flachsbarth. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. „Jeder junge Mensch in Afrika hat das Recht auf eine Perspektive und eine Aussicht auf ein Gutes Leben“, sagt sie. „Wir versuchen, dass das was bei uns in der eigenen Entwicklung nicht so gut lief, in der Partnerschaftsarbeit zu überspringen. Aber die Menschen in Afrika haben natürlich auch ein Recht auf Entwicklung und Wachstums. Biodiversität und Menschenrechte dürfen jedoch nicht darunter leiden.“ Dementsprechend sollten auch Deutschlands Handelsabkommen aussehen. Laut Flachsbarth müssen Nachhaltigkeitsstandards zumindest in bilateralen Handelsverträgen hinein verhandelt werden. „Wir machen da Fortschritte, aber es gibt auch noch Luft nach oben“, sagt sie.