Kai weber FlüchtlingsratLiebe Kolleg:innen des VEN,
wir gratulieren dem Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. (VEN) herzlich zum 30. Geburtstag und freuen uns auch in den nächsten Jahren auf den anregenden Austausch und die gute Zusammenarbeit! Der VEN verknüpft seit seiner Gründung praktische Solidarität mit (selbst-)kritischer Bildungsarbeit. Mit Beharrlichkeit und Energie thematisiert der Verband die Bedingungen globaler sozialer Gerechtigkeit und Möglichkeiten einer Solidarischen Welt und macht deutlich, dass eine Zukunft gemeinsam mit den Menschen und Organisationen des Globalen Südens erreichbar ist.

Die entwicklungspolitischen Aktionsgruppen bildeten die erste Solidaritätsbewegung mit Geflüchteten in Deutschland, sie machten Flucht und Migration zu einem öffentlichen Thema, lange bevor sich Flüchtlingsräte gründeten. In dem Bewusstsein, dass Flucht und Verfolgung kein naturgegebenes Schicksal ist, fühlen wir uns als Flüchtlingsrat Niedersachsen mit dem VEN als einem Verband verbunden, der die globale Verantwortung für die Gewährleistung eines würdevollen Lebens für alle Menschen betont, gerade auch im Kontext von Flucht und Migration.

Im Fokus der Arbeit des VEN steht die politische Frage nach den sozialen und ökologischen Perspektiven für eine Welt, in der die Menschen und Gesellschaften des Globalen Südens, ächzend unter den verheerenden Folgen der Kolonisation, auch heute noch vielfach benachteiligt sind, ausgebeutet und in ihrer Entwicklung behindert werden. Im Fokus der Arbeit des Flüchtlingsrats Niedersachsen steht die Perspektive einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen, die verfolgt und vertrieben wurden und auf zahlreiche Hürden treffen, wenn sie ihr Recht auf Schutz und Asyl hier in Deutschland einfordern. Beide Perspektiven sind nötig und müssen zusammengedacht werden. Oft genug werden sie gegeneinander ausgespielt: Wenn unter dem Vorwand einer angeblichen „Fluchtursachenbekämpfung“ Grenzen verriegelt und entwicklungspolitische Projekte von wirkungsvoller Fluchtverhinderung abhängig gemacht werden, steht im Zentrum des politischen Interesses weder der Flüchtlingsschutz noch die soziale Gerechtigkeit, sondern der Wunsch, Privilegien hinter hohen Mauern mit Gewalt zu verteidigen und dies als gemeinsam verfolgte „Entwicklungszusammenarbeit“ zu bemänteln. Solche Formen einer Proklamation angeblich gemeinsamer Interessen, die auf dem Rücken der Armen und Vertriebenen durchgesetzt werden, erkennen wir schnell als Ideologie und lehnen sie ab.

Schwieriger wird es, wenn wir uns bemühen, gemeinsame Ziele in einer machtsensiblen, rassismuskritischen Perspektive zu formulieren. Wie organisieren wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe, wie ein Willkommen ohne Paternalismus? Wie schaffen wir es, den eigenen Standort zu reflektieren und gemeinsame Perspektiven in dem Bewusstsein zu formulieren, dass unsere Voraussetzungen oftmals unterschiedlicher nicht sein können? Solchen Fragen einer nachhaltigen, partnerschaftlichen Entwicklung in globaler Verantwortung stellt sich der VEN auch in seiner immer wieder lesenswerten Zeitschrift „Positionen“. Sie werden uns weiterhin beschäftigen.

Der VEN hat maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Veränderungen bei uns beginnen müssen, wenn es uns ernst ist mit der „Einen Welt“. Wir danken dem VEN für seine kritischen Impulse und setzen darauf, dass der VEN uns auch weiterhin mit Inspiration und Aktion zur Seite steht.

Solidarische Grüße,
Kai Weber

 

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V. ist eine unabhängige, landesweit tätige Menschenrechtsorganisation. Wir engagieren uns für eine von Offenheit und Humanität geprägte Flüchtlingspolitik und werben für ein Europa der Menschenrechte, des Flüchtlingsschutzes und der Solidarität.

 

 Flüchtlingsrat

 

 

 

Foto: Flüchtlingsrat Niedersachsen

 

 

 

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