Mitglieder, Freund*innen und Kooperationspartner*innen feierten am 5. November in Hannover den Geburtstag des VEN. Der Vorstand hatte eingeladen, sich auf eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des Vereins zu begeben. Gemeinsam schwelgten die Gäste in Erinnerungen, gratulierten zum Jubiläum und tauschten sich über die Zukunft des Verbandes aus.
„Guten Abend, mein Name ist Sören Barge und ich bin Entwicklungshelfer“, mit diesen Worten eröffnete der Eine Welt-Fachpromotor für Globales Lernen die Feier. Er moderierte eine Zeitreise durch den VEN und führte die Gäste durch 30 Jahre entwicklungspolitische Arbeit in Niedersachsen. Dabei holte er verschiedene Menschen auf die Bühne, die ihre Erfahrungen mit dem VEN, ihre persönlichen Erinnerungen und Perspektiven teilten.
Die 90-er Jahre
Eine Frau der ersten Stunde des VEN war Cornelia Johnsdorf, heute Geschäftsführerin des Kirchlichen Entwicklungsdienstes der evangelischen Landeskirchen Hannover und Braunschweig. Sie war bei der legendären Gründungsfeier dabei.
Politisches Engagement gegen globale Ungerechtigkeiten war schon immer Markenkern des VEN. Um überhaupt zu verstehen, was weltweit so stattfand, wurden sogenannte Bildungsreisen unternommen: „Auf der Suche nach dem Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ Reinhard Stolle, noch heute Geschäftsführer und Bildungsreferent des Aktionszentrums Dritte Welt Osnabrück erzählte davon.
Der erste und langjährige VEN-Geschäftsführer Hannes Phillip, der die Geschicke des VEN jahrelang lenkte schaffte es in den 90-er Jahre Strukturen aufzubauen, die langfristig den Fortbestand sicherten. Auf der Bühne berichtete er von der Entstehung der Bingo-Umweltstiftung, die dank VEN Engagement auch Projekte der Entwicklungszusammenarbeit fördert.
Die 2000er Jahre
Mit den Millenium Development Goals gab es einheitliche Ziele zur Reduzierung der Armut weltweit und eine links-grüne Regierung in Berlin machte neue Schritte in der Außenpolitik. Terroranschläge wie am 11.09.01 und anschließender globaler Krieg gegen den Terror erschüttern die Welt.
Roland Drubig in Göttingen, damals im Vorstand des VEN, strebte nach Größerem. Ihm gefiel die Idee, bundesweite Eine-Welt-Arbeit machen zu können – natürlich mit Bundesmitteln. Das Ergebnis war die Gründung der agl – der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke.
2000 kam die EXPO nach Hannover Weltausstellung nach Hannover. Der VEN begleitete das Event kritisch im Projekt ExpoWatch. Katrin Beckedorf die heutige Geschäftsführerin kam so zum Verein.
Damit der VEN so groß und beeindruckend werden konnte wie er heute ist, brauchte es natürlich wichtige Verbündete in der Gesellschaft. Einer davon ist Hermann Hartmann, langjähriger Unterstützer in der evangelischen Kirche. Er berichtete von konspirativen Treffen im Haus am Weinberg, bei denen sich Ideen und Geld trafen und anschließend viele gute Dinge herauskamen.
Bildungsarbeit und das Globale Lernen sind wichtige Pfeiler des Eine-Welt-Engagements. Niedersachsen war bei dieser Entwicklung immer vorne mit dabei. Die heutige Vorstandsvorsitzende Gabriele Janecki vom Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen hat diese Arbeit intensiv begleitet und erzählte davon
Die 2010er Jahre
Eurokrise, Auseinandersetzungen über Freihandelsverträge, Computer für die Hosentasche mit Zugriff auf alle Infos weltweit, Große Diskussionen über Migration und Flucht, Die Globalisierung schlug voll zu! Gut, dass es den VEN schon länger gab, denn Strukturen wurden in diesem Jahrzehnt als Antwort auf die Globalisierung verstetigt und beständig ausgebaut.
Christian Cray verantwortete beim VEN unter anderem das Projekt utopista, dass explizit junge Menschen beim Engagement unterstützen sollte und erstellte auch die beliebte SDG-Fibel. Seit einigen Jahren ist er in Ecuador für Menschenrechte unterwegs und war bei der Faier aus dem Pazifik-Tiefland zugeschaltet.
Claudia Schanz unterstützt in ihrer Funktion als Referatsleiterin im Kultusministeriums das vom Land mitfinanzierte Eine-Welt-Promotor*innen-Programm seit vielen Jahren. Die Arbeit des VEN finanziell abzusichern, war nicht immer einfach; das zeigen auch die aktuellen harten Kürzungen auf Bundesebene.
Uli Kowalke, schon lange beim VEN engagiert, war als Vorstandsvorsitzender des VEN eine treibende Kraft dabei, der Landesregierung einen Fahrplan zur Umsetzung der SDGs ins Hausaufgabenbuch zu schreiben. Er berichtete davon, wie die entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes Niedersachsen 2017 entstanden sind.
2020er Jahre
Corona hat uns gezeigt, dass ganz schnell alles ganz anders sein kann. Was braucht der VEN, um auch in Zukunft eine relevante Rolle zu spielen, für die Engagierten in Niedersachsen und für die niedersächsische Politik?
Eby Tangara, Vorsitzender des Afrikanischen Dachverbands Niedersachsen und auch Vorstand im VEN wünschte sich noch mehr interkulturelle Öffnung des Eine-Welt-Engagements. Migrantische und postkoloniale Perspektiven müssen mehr Gehör finden und verdienen Anerkennung für ihre Arbeit.
Amelie Schober von Youth for Sustainable Development Deutschland ist mir ihrem Verein (noch) kein Mitglied im VEN. Sie forderte eine stärkere Aufarbeitung von Kolonialismus und die Reflektion von rassistischen Strukturen, um neue Gruppen in die Vereinsstruktur zu holen. Dafür sei auch eine Auseinandersetzung mit dem Entwicklungsbegriff und damit auch mit dem Namen des VEN nötig.
„Wir haben heute auf die Entwicklung einer Szene geblickt, die die Welt gerechter und nachhaltiger machen will. Der Mut und die Zuversicht, etwas bewegen zu können, zeichnet sie aus“, resümierte Sören Barge die Impulse des Abends. Im Anschluss wurde gelacht, getrunken und gefeiert – wenn auch ohne Tanz. Aber den gibt es sicher zur nächsten VEN-Feier.