MSO Konferenz CoverAm 24.06.23 hatten wir zur Konferenz „Diaspora Engagement Globkal!: Engagement der Diaspora in der globalen und lokalen nachhaltigen Entwicklung und Partnerschaft“ in die Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover eingeladen.

Vertreter*innen aus der Community, den Grünen und der SPD haben an diesem Tag diskutiert, wie das Engagement der Diaspora im Bereich der Entwicklungspolitik aussieht, wie es gestärkt werden kann und wie es in Zukunft aussehen könnte.

Stichpunkte in der Diskussion waren die Themen Kolonialismus und die fortdauernde Ausbeutung, dazu wurden Punkte wie Empowerment und Selbstbestimmung stark gemacht. Besondere Bedeutung erhielt der Punkt ein Forum zu schaffen, um einen dauerhaften Dialog zwischen der Community und der Politik zu ermöglichen und langfristige konsequente Veränderungen zu erreichen.

Hier möchten wir euch ein paar Einblick und Ergebnisse des Tags geben.

Zahlreiche Akteur*innen aus Initiativen und Organisationen der Diaspora, wie auch aus anderen Vereinen, wurden von der VEN-Fachpromotorin Mana Atiglo herzlich empfangen.

Begrüßt wurden die Teilnehmenden der Konferenz durch unsere Fachpromotorin Mana Atiglo, der Fraktionsvorsitzenden des Bündnis 90/Die Grünen Anne Kura und der VHS-Leiterin Jacqueline Knaubert-Lang in Form eines Eröffnungstalks. In diesem wurde die Bedeutung der Arbeit von Migrant*innen Selbstorganisationen (MSOs) herausgestellt. Dabei zeigte sich, dass deren zivilgesellschaftliches Engagement nicht ausreichend wahrgenommen wird und nicht die gleichen Chancen auf Förderungen bekommt, wie Vereine weißer Akteur*innen. So stellte Anne Kura klar: „Wir sind ein Land mit Kolonialgeschichte“ und verwies damit auf ungleiche Machtstrukturen vor allem in der Politik, in der immer noch unproportionale viele Entscheidungsträger*innen weiß sind und die Perspektiven der Diaspora oft zu wenig berücksichtigt werden.

MSO Blaise

Prof. Dr. Blaise Feret Pokos vertiefte in einem anschließenden Vortrag diese Punkte und hinterfragte die Motive der Entwicklungshilfe. Seit 60 Jahren habe diese keine großen Verbesserungen der Lebenssituationen für die Menschen in Ländern des Globalen Südens erzielen können – Warum? Die ökonomischen Eigeninteressen der „Entwicklungshilfe“ dienten vor allem dem Land welches diese „Hilfe“ leiste. So war die Entwicklungshilfe Deutschlands eher von Vorteil für deutsche Unternehmen und verhindere einen strukturellen Wandel, der die kolonialen Kontinuitäten in der Praxis der Ausbeutung beende. Er plädierte dafür, die notwendigen Fragen zu stellen, um wirklich und zusammen vorwärts zu gehen. Und machte deutlich wie wichtig langfristige strukturelle Veränderungen sind, um das Problem bei der Wurzel anzupacken.

Zum Thema der Förderung von MSOs wies Prof. Dr. Feret Pokos darauf hin, dass es zwar eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten gebe, diese jedoch den meisten MSOs unbekannt seien und zudem mit unverhältnismäßig hohen bürokratischen Hürden verbunden seien. Hier könne ein gemeinsames Forum zwischen Community und Politik Lösungen suchen, um die Zugänge zu Fördermöglichkeiten zu vereinfachen und weiteren Kreisen zu ermöglichen.

Nach einer kleinen Mittagspause die die Möglichkeit zum Austausch bot, sollten die bisher gehörten Positionen in einer Runde zwischen Adriana Pombo Büroleiterin MISO-Netzwerk HA, Julie Tiemann-Nataga von Zusammen Bewegen e.V., Alphonse Eric Ndjitou, Djenabou Diallo-Hartmann Bündnis 90/ Die Grünen, Prof. Dr. Feret Pokos und SPD Stadtratsherr Dr. Bala Ramani diskutiert werden.

 

MSO Talk

 

Kurzgefasst: Statements aus der Diskussion:

Adriana Pombo: Die strukturellen Arbeitsbedingungen, insbesondere nur Förderung in Form von kurz- / und mittelfristigen Projekten verhindere eine nachhaltige Arbeit. Zu viel Zeit sei notwendig in die Vernetzung mit anderen Akteur*innen sowie in Bürokratie zu stecken. Somit würden effiziente Wirkweisen verhindert, welche eine langfristige und nachhaltige Veränderung erzielen könnten.

Alphonse Eric Ndjitou: Beklagte, dass gut ausgearbeitete Projektkonzepte meist nur teilweise gefördert würden. Somit könnten diese Projekte nicht wie Ursprünglich konzipiert durchgeführt werden. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die unterschiedlichen Machtpositionen zwischen Geldgebern und den MSOs, welche letztlich aus ihrer Position kaum die Kürzungen oder Ablehnungen hinterfragen könnten. Zudem stellte er als wichtige Rahmenbedingungen des Engagements klar, dass „Menschen können sich in einer Gesellschaft erst engagieren, wenn sie in einer entspannten Lebenssituation sind und die Wohn-, Arbeits- und/oder Studiumssituationen geklärt sind.“

Fr. Diallo-Hartmann: Setzt sich durch ihre Politik dafür ein, die politischen Rahmenbedingungen in diesem Themenbereich zu schaffen. Sie sieht hier klar die Politik in der Verantwortung und kritisierte, dass insbesondere im Bereich der Migrationspolitik Leistungen oft freiwillig sein und als erstes von Kürzungen betroffen seien. Sie wies auch darauf hin, dass ein Partizipationsgesetz bereits durch sie gefordert werde, um migrationspolitische Themen fest im Haushalt verankern zu können, damit MSOs auch institutionelle Fördermöglichkeiten garantiert werden.

Der Punkt, lokales Wissen zu unterstützen und auf die Expertisen der Menschen die bereits hier vor Ort sich für globale Gerechtigkeit einsetzten sollten mehr wahrgenommen werden. „Zuhören“ sei laut Adriana Pombo das Stichwort. Julie Nataga unterstützte diesen Punkt: „Wir müssen selbst aktiv werden und uns als Akteur*innen verstehen, uns selbst als Pilot*innen begreifen und nicht darauf warten, dass andere das Flugzeug lenken.“

Prof. Dr. Feret Pokos: Bilanzierte aus dieser Diskussion, dass die zukünftige „Entwicklungspolitik“ sich radikal von der bisherigen „Entwicklungshilfe“ unterscheiden müsse: „Wir brauchen Projekte, die Arbeitsplätze schaffen. Bildungssystem und -inhalte in Afrika stammen aus der Kolonialzeit, sind kolonial geprägt. Wir sind alle von kolonialen Einflüssen geprägt, es braucht einen Paradigmenwechsel, wir müssen die Entwicklungszusammenarbeit auf den Kopf stellen, Mutig und ehrlich sein und neue Wege schaffen: Forum in 2024“.

MSO Poetry

Nach der Podiumsdiskussion gab es eine kreative Poetry Slam Einlage von Matti Linke, welcher als Zuhörer die ersten Beiträge der Konferenz lyrisch in einem Poetic Recording festhielt.

Zum Abschluss der Konferenz bot ein Markt der Möglichkeiten, auf der die Vereine ihre Arbeit präsentierten, den Raum für weitere Vernetzung und Austausch. Dies wurde begleitet durch live Musik und einem leckeren Buffet.

Danke an alle Teilnehmenden und bis bald!

 

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